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M(E)ine Wohnung voller Gitarren

Achim Schütz • Dez. 11, 2022

Die ersten drei Gitarren, die ich jemals in meinem Leben besessen habe ... habe ich gar nicht mehr. Die allererste, eine spanische Konzertgitarre, habe ich im Schlaf, wild träumend, mit einem Sprung von meinem Hochbett im Kinderzimmer in zwei Teile zerlegt. Die landete im Müll. Tags drauf kaufte mir mein Vater seinerzeit postwendend die zweite Klampfe, meine erste Westerngitarre - eine seiner besten Taten, für die ich ihn noch heute liebe. In Prag krachte das gute Stück zu Boden, hatte dann einen Riss in der Decke, war auch sonst stark angegriffen - und landete Jahre später aufm Sperrmüll. Die dritte, meine erste E-Gitarre, eine von rechts auf links umgebaute IBANEZ-Gitarre, ist verschwunden ... wann und wo: unbekannt.


Heute habe ich 22 Gitarren, von denen die meisten bei mir zuhause in der Wohnung stehen. Daher der Titel dieses Blogbeitrags: (M)Eine Wohnung voller Gitarren. (Ein paar stehen aber auch in meinem Proberaum in der Ronsdorfer.) Meine Sammelleidenschaft begann um 2005 herum und hatte einen konkreten Auslöser: ein Foto der Rolling Stones-Gitarren, backstage, Mitte der 70er-Jahre. Ich meinte damals, ich müsse Keith Richards und Ronnie Wood nacheifern und könne nicht länger mit (mickrigen) 3 oder 4 Gitarren durchs Leben tingeln ... und fing an zu kaufen.

 


Auf der Jagd nach Leftys


Ich konnte und kann meine Gitarren aber nicht einfach so von der Stange kaufen. Ich bin Linkshänder und spiele Linkshänder-/Lefthand-Modelle. 1986, als ich meine geliebte Fender Telecaster in Wuppertal kaufte, da hab ich noch ein dreiviertel Jahr auf die Klampfe warten müssen, Linkshänder-Modelle waren damals eine absolute Rarität ... Zum Glück ist das heute anders: Online-Shops haben heutzutage eine stattliche Auswahl an Linksklampfen, und doch bleibt das Kaufen und Sammeln von Leftys nach wie vor ein kleines Abenteuer: Manches Modell in meinem Besitz gab es einst, zeitlich begrenzt, links herum, dann aber auch nicht mehr. Umso stolzer bin ich auf manche Rarität, die ich einst links geschossen habe, die heute aber so nicht mehr im Angebot ist.



Eine Liste, eine Leidenschaft


Ich tu's für den geneigten Leser dieses Blogbeitrags, ich tu's für manchen Gitarrenexperten, ich tu's aber in allererster Linie für mich: Ich hau hier jetzt mal alle Gitarren raus, die ich über die Jahre gekauft habe und die heute in meinem Besitz sind - mit kleinen und allerkleinsten Geschichte zu all diesen Klampfen:


  • Fender Telecaster: von 1986, made in Japan, gekauft bei Musik Tilgner in Wuppertal, fast ein Jahr hab ich auf das Ding gewartet. Als sie dann da war, hab ich sie im Karton stolz in meinem Elternhaus in Haan in die Diele gestellt, wo sie mein Vater dann gleich nachts ohne Licht umgerissen hat. Seitdem hat die Tele hinten zwei Katschen - Narben, die das Leben schrieb. Die Gitarre war jahrelang meine Hauptgitarre, heute ist sie meine "Keith-Richards-Gitarre" - in Open G gestimmt und, wie sich das gehört, mit nur 5 Saiten.
  • Aria Pro II Laser Electric Heritage: gekauft in Haan aufm Trödelmarkt, für 200 DM, vom Wühltisch. Ich hab dann eines Tages einen großen Schriftzug Achim auf die Gitarre geklebt.
  • Cort G 250: gekauft in Paris, in der Rue de Douai, eine kleine Gasse mit einem Gitarrenshop neben dem andern. Da gibt's einen Laden nur mit Leftys, da hab ich die Cort gekauft. Klingt wie ne Strat, ist die "französische Dame" in meiner Sammlung.
  • Eastwood Stormbird: Eastwood Guitars sitzt in Kanada, stellt Vintage-Gitarren her. Die Stormbird ist der Gibson Firebird Non Reverse nachgeeifert. Tolle Gitarre, stylisch, mit ganz langem Hals. 3 Eastwood Gitarren hab ich insgesamt.
  • Eastwood Classc 6: sieht aus wie die Gretsch Country Gentleman, die in den 60ern oft genug um den Hals von George Harrison von den Beatles gehangen hat. Dunkelbraun, mit goldenem Schlagbrett. Ein halbakustischer Traum, der mich mit jedem Saitenanschlag an die Swinging 60's erinnert!
  • Eastwood Sidejack DLX: Das Ding sieht aus wie eine Gitarre der Marke Mosrite, die sich in den 60ern allergrößter Beliebtheit erfreute. Jahrelang im Keller gelagert, hab ich das Ding zuletzt wieder auf Vordermann gebracht: eingestellt, blitzblank gewienert, neue Saiten aufgezogen. Sieht wieder aus wie neu.
  • Italia Maranello Speedster: Italia macht Gitarren, die wie Sportwagen aus den 60er-Jahren aussehen. Perfekt verarbeitet, ein Kunstwerk in blau mit weißen Streifen. Ein Augenschmaus. Ein Klangwunder.
  • Fender American Strat Deluxe: Meine teuerste Gitarre. Die hab ich jüngst von Gitarrenfachmann Jens von Rainbow Music in Düsseldorf auf Vordermann bringen lassen. Ich wollte jahrelang keine Strat spielen ... ein Fehler, den ich Gott sei Dank noch korrigiert habe. Vom Sound und vom Spielgefühl her eine Göttin, mein bestes Pferd im Stall.


  • Epiphone Sheraton II: Das ist diese klassische Halbakustik-Gitarre, wie sie die Bands in den 60ern alle gespielt haben. Ich wollte unbedingt das Gefühl erleben, das John Lennon, Chuck Berry oder B.B. King hatten, wenn sie diese Dinger zum Klingen gebracht haben. Das ist mir gelungen.
  • Reverend Jetstream 390: 3 P-90 Pickups, dunkelblau, stylisch, kultig und klingt genial. Die Jetstream kann ich in jeder Studioproduktion ins Rennen schicken, die macht immer eine gute Figur. Absolut geile und amtliche Klampfe!
  • Agile AD-2300 Jr: Agile ist eine amerikanische Marke, nicht das beste vom besten, aber kaufbar. Jens von Rainbow Music hat da die ganze Hardware ausgetauscht, seitdem klingt die Klampfe amtlich und liegt gut in der Hand und auf der Schulter. Hab die mal gekauft, als die jemand in Deutschland aus den USA eingeführt hatte und nicht mehr haben wollte.
  • Gretsch G5434 Pro Jet: Gretsch ist eine traditionelle amerikanische Gitarrenmarke. (Und Charlie Watts von den Stones spielte immer ein Drumkit von Gretsch.)  Mit dieser Gitarre habe ich den Riff von IN DÜSSELDORF eingespielt. Das ist die Referenz und das Gütesiegel dieser Klampfe.
  • Italia Mondial Deluxe: ein ganz besonderes Modell. Das Ding hat zwei Inputs für das Gitarrenkabel: einer steuert in der Art einer Akustikgitarre einen so genannten Piezo-Tonabnehmer an, der wie ein Mikrofon die Akustik der Gitarre abnimmt. Der andere Input steuert zwei handelsübliche E-Gitarren-Humbucker an. Außergewöhnlich und außergewöhnlich gut.
  • Danelectro 1959 Reissue Double Cutaway: eine Kaufhausgitarre, deren Pickups einst aus Lippenstifthüllen produziert wurden. Muss man mögen, wird bisweilen als Kultgitarre gehandelt. Ich nehm das Ding immer dann zur Hand, wenn ich Slidegitarre spielen will.
  • Gibson Firebird Studio: Ja, ich musste eines Tages eingestehen, dass ich keine GIBSON besitze. Das hat mich zugegebenermaßen gewurmt. Also hab ich mich auf die Suche nach einer GIBSON gemacht. Eine Les Paul sollte es aber nicht werden, das ist nicht mein Sound. Und weil Ron Wood von den Stones sehr oft eine Firebird spielt, hab ich eine ebensolche als Lefthand gesucht und gefunden. Um's gleich auf den Punkt zu bringen: Die Marke und das Modell halten, was versprochen wird. Absolut geil!
  • Bach M5 Maple Lefthand: Bach Guitars, das sind Gitarren aus Tschechien. Hab ich irgendwann mal im Internet entdeckt. Nichts Hochwertiges, preisgünstig. Die Bach M5 ist der Fender Mustang nachempfunden. Klingt ordentlich, macht aber in hellblau mit hellem Hals insbesondere visuell ganz ordentlich was her. Das Auge isst halt (in meinen Augen) mit beim Gitarre Spielen.
  • LAG 500VLHOS Jet 500 New Vintage: LAG ist eine französische Marke, die ich einst in Paris kennengelernt habe. Die Jet 500 New Vintage war ein durchaus teureres Modell dieser Marke, das aber heute nicht mehr hergestellt wird. Ein starkes Instrument, das ich am liebsten mit einem schönen Glas französischen Rotwein an meiner Seite in den Amp stecke.
  • Aria AW 200 CE: Das Düsseldorfer Musikgeschäft Rainbow Music hab ich hier ja schon öfter genannt. Ebendort habe ich vor vielen vielen Jahren diese Akustikgitarre gekauft, die bis heute anstandslos ihren Dienst tut und mich auf vielen Bühnen dieser Welt begleitet und niemals enttäuscht hat.
  • Fender CD 140 S NAT: Diese akustische hat keinen Tonabnehmer, darum spiele ich sie am liebsten zuhause ohne Verstärker oder an 'nem Lagerfeuer, wo es keinen Strom gibt.
  • Tanglewood Rosewood Reserve TRD-12-CE-LH: Kein Gitarrist kann ohne eine 12-saitige durchs Leben gehen. Ich auch nicht. Braucht Kraft inne Finger, klingt aber glöckchenstark, das Teil. Wenn ich (zwölf) neue Saiten aufziehe auf die Tanglewood, dann nehm ich mir sonst nix vor für den Tag ...
  • Washburn WD-10SCE-LH NT: meine Stammgitarre für kleinere, akustische Konzerte ohne Band mit kleinem Akustikgitarrenverstärker. Amtliches Instrument ohne Wenn und Aber.
  • Bach TH 1 Lefthand: Kein Link gibt's zu dieser Bassgitarre, kann man scheinbar nicht mehr kaufen. Kommt aus Tschechien, sieht aus wie ein GIBSON Thunderbird Non-Reverse Bass. Farbe: bordeauxrot. Ein Mann und Gitarrist muss auch eine Bassgitarre haben. Hab ich!


Wann ich meine nächste Gitarre kaufen werde? Ich weiß es gerade nicht ...

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